Freitag, 17. Januar 2020

Guillemot - Potentieller Tenbagger ?

Eine Tenbagger-Aktie ist eine Aktie, deren Kurs sich mehr als verzehnfacht hat. Der Begriff wurde von Peter Lynch geprägt. Peter Lynch geht dabei nicht darauf ein, in welchem Zeitraum die Verzehnfachung erreicht werden muss, wobei die vergangene Zeit jedoch einen starken Einfluss auf die jährliche Rendite hat. Eine Verzehnfachung über 20 Jahre entspricht „nur“ einer jährlichen Rendite von 16 % pro Jahr. Eine Verzehnfachung innerhalb von 5 Jahren jedoch einer Rendite von 85% pro Jahr.

Die Aktie der französischen Firma Guillemot, ISIN - FR0000066722, ist nach meiner Meinung so ein Kandidat. Vom aktuellen Kurs bei 2,5€ wäre das ein Anstieg auf 25€. Für mich, bis 2023 durchaus denkbar. Wieso, werde ich im folgenden erklären.

Das Unternehmen Guillemot
1986 gründeten die fünf Brüder, Claude, Michel, Yves, Gerard und Christian Guillemot, UbiSoft, ein französisches Unternehmen, das sich zu einem der führenden Videospielverlage weltweit entwickelt hat. Ubisoft hat mittlerweile eine Marktkapitalisierung von ca. 8 Milliarden €. Neben UbiSoft gründeten die Brüder Guillemot eine Reihe weniger bekannter Unternehmen, darunter die Guillemot Corporation ("Guillemot"), ein kleiner Anbieter von Gamingzubehör. Guillemot wurde 1997 gegründet und wuchs durch die Übernahme der Marken Thrustmaster und Hercules im Jahr 1999.



Die Produktpalette von Thrustmaster umfasst Lenkräder, Joysticks, Spiele-Headsets und Gamepads für PC und Konsolen. Was die Konsolen betrifft, ist Thrustmaster kompatibel mit der PS3, PS4, XBOX One und XBOX 360. Im Bereich Lenkräder hat Thrustmaster Lizenzen von Ferrari und Gran Turismo. Im Bereich Flugsimulation arbeitet man mit der mit der U.S. Air Force zusammen. Im Jahr 2018 wurden in den USA 143.254 Lenkräder verkauft. Von der Stückzahl entspricht das einen Markanteil von 67%.  Bei Joysticks lag der US Marktanteil bei 80% (Quelle: The NPD Group, Inc zitiert in Guillemot - REFERENCE DOCUMENT INCLUDING THE 2018 ANNUAL FINANCIAL REPORT). 

Thrustmaster genießt auch in Europa eine starke Wettbewerbsposition. Im Jahr 2017 unterzeichnete die Marke eine neue Partnerschaft mit dem Motorsportausrüster Sparco. Im Bereich Spiele-Headsets und Gamepads sind die Marktanteile von Thrustmaster noch sehr gering. Der Markt ist jedoch groß. In den USA wurden 2018 mehr als 25 Millionen Gamepads verkauft. Thrustmaster hat im Dezember 2019 ein neues sehr hochwertiges Gamepad vorgestellt. Der Thrustmaster eSwap Pro Controller hat einzigartige Hot-Swap-Funktionen. Man kann das Gamepad nach den eigenen Wünschen einstellen. Module können sogar mitten im Spiel gewechselt werden. Mehr unter - https://eswap.thrustmaster.com/de/ . Die Marke Thrustmaster steht für über 90% der Erlöse, der Firma Guillemot.




Die zweite Marke von Guillemot - Hercules  hat sich auf Computer-Equipment für den Nischenmarkt des DJ’s spezialisiert. Die Marke arbeitet seit 2017 mit dem hochauflösenden Qobuz Musik-Streaming-Service zusammen. Die Produktpalette von Hercules umfasst auch drahtlose Lautsprecher. Der Umsatz liegt bei ca. 4,5 Mio/Jahr.



Das Besondere Teil 1.
Die Firma Guillemot besitzt 443.874 UbiSoft Aktien. Der Marktwert liegt bei ca. 29 Mio, € (Ubisoft Kurs 65,24). Die könnte man, wenn gewollt, schnell zu Geld machen. Im Moment deutet aber nichts darauf hin. Täglich werden an der Börse Euronext ca. 400.00 Ubisoft Aktien gehandelt. In 2019 haben die Guillemot Brüder ca. 1,4 Mio. Ubisoft Aktien mit ca. 20-30€ Gewinn je Aktie, aus anderen Beständen verkauft. Diese hatte man 2016/2017 auf Kredit erworben, um eine Übernahme von Vivendi zu verhindern. Der Aktienkurs von UbiSoft ist seit 2016 (Kurse 16 bis 33 €) in die Höhe geschossen und lag schon bei über 100€. Die Guillemot Brüder halten im Moment noch ca. 15% an Ubisoft mit einem aktuellen Wert von ca. 1200 Mio €.

Die Guillemot Aktie ist dagegen ein „kleiner Fisch“ mit einer Marktkapitalisierung von ca. 39 Millionen €. Zieht man hier den Wert der Ubisoft Beteiligung ab, bleiben ganze 10 Mio, mit dem das gesamte Geschäft Thrustmaster/Herkules bewertet wird. In 2018 wurde mit dem „Brot und Butter“ Geschäft, 6,9 Mio (3,9 Mio in 2017) verdient. Hinzu kamen noch 3,1 Mio (13,8 in 2017) Finanzergebnis durch Ubisoft Kurssteigerungen. 

Das Besondere Teil 2.
Die Guillemot Brüder halten ca. 75% der 15,3 Millionen Guillemot Aktien. Ich mag es wenn die Firmenlenker stark am Unternehmen beteiligt sind. Der ca. 25% Free Float ist am Markt gerade einmal 10 Mio. Euro wert. In französischen Börsenforen (z.B. unter https://www.boursorama.com/cours/1rPGUI/ ) wird daher spekuliert, das die Guillemot Brüder die Aktie von der Börse nehmen wollen. Geld sollte nach den Gewinnen aus dem Verkauf der Ubisoft Aktien (Brutto ca. 28-42 Mio €) da sein. Nach dem neuen französischen Gesetz, reichen 90% der Anteile (vorher 95%), um eine Aktie von der Börse zu nehmen. Die Guillemot Brüder könnten daher ein schmackhaftes Angebot machen, um die notwendigen 15% einzusammeln.

Beispielrechnung: Würden das Angebot der Guillemot Brüder bei 5€ liegen, 100% Aufschlag zum jetzigen Kurs 2,5€, kostet das den Brüdern gerade einmal 20 Mio €!

Einige französische Börsenforum Teilnehmer mutmaßen sogar, das der Kurs „künstlich“ gering gehalten wird, um eine kostengünstige Übernahme vorzubereiten. Der Chart der Aktie sieht schon interessant aus, den der Kurs scheint bei 2,4€ bis 2,5€ wie „festgetackert“. Seit Ende 11/2019 gibt es kaum noch Schwankungen. Sobald der Kurs in die Nähe von 2,5€ kommt, füllt sich Angebotsseite im Oderbuch,an der Euronext, wie von Geisterhand mit Volumen. Sobald der Kurs droht unter 2,4€ zu sinken, erscheinen Kauforder mit sehr kleinen Volumen, so das um 17:30 der Kurs wieder zwischen 2,4€ und 2,5€ steht.


 
Eine weitere Möglichkeit Aktien einzusammeln bietet das verabschiedete Aktienrückkaufprogramm. Die Bedingungen sind wie folgt:

·         Der maximale Kaufpreis wird auf 10 € pro Aktie festgelegt.
·         Der Höchstbetrag für das Aktienrückkaufprogramm beträgt 10 Mio. €.

Beispielrechnung: Mit 10 Mio € könnte Guillemot bei einem Kurs von 2,5€ theoretisch den gesamten Free Float aufkaufen!

Das Zahlenwerk bis 2018


 2017 konnte der Umsatz um 25% gesteigert werden. Das operative Ergebnis stieg auf 3,9 Mio € von 0,7 in 2016. Die Umsatzsteigerung in 2018 war nur leicht auf 81,4 Mio € von 80,4 in 2017. Das operative Ergebnis stieg überproportional auf 6,9 Mio €. In 2019 wurde für 2018 zum ersten Mal eine Dividende in Höhe von 0,13€/je Aktie ausgeschüttet.

Das Zahlenwerk 2019 und Ausblick


Das Halbjahres Ergebnis 2019 hat sich deutlich verschlechtert. Der Umsatz ging um 21% zurück. Das operative Ergebnis lag bei -1,5 Mio €, nach +2,7 Mio € zum Halbjahr 2018. Während der Umsatz bei Joysticks und Gamepads gut war, verringerte sich der Umsatz bei Lenkräder insbesondere in Nordamerika und Europa deutlich. Der Umsatz mit Lenkräder scheint stark abhängig, welchen neuen Spiele auf den Markt kommen. In 2017 /2018 gab es viele neue Spiele. Das ist in 2019 nicht der Fall.  Ca. 2/3 des Umsatz werden im 2. Halbjahr gemacht. Die Zahlen für das 4. Quartal 2019 erscheinen normal Ende Januar. Ein Verlust wird für 2019 nicht mehr ausgeschlossen. Die Umsatzprognose liegt bei 60-65 Mio €.

Das Guillemot Management sieht 2019 als eine Zwischenstation. Große Hoffnungen beruhen auf das Jahr 2020. Sony und Microsoft werden voraussichtlich im 4. Quartal eine neue Generation ihrer Konsolen auf den Markt bringen. Neue Konsolen bieten große Chancen für neue Spiele und neues Gaming Zubehör.

Für die Jahre 2019 bis 2023 ergeben sich folgende Kennzahlen aus meinen Bewertungsmodel.

Jahr

2023
2022
2021
2020
2019
Umsatzprognose
119,4
109,0
95,3
77,2
65,1
Operatives Ergebnis
20,4
16,2
10,9
3,9
0,1
Operatives Ergebnis/je Aktie
1,33
1,06
0,71
0,26
0,01
Zielkurs KGV 20

26,63
21,23
14,24
5,11


Die Umsätze 2020 erholen sich auf 77,2 Mio €, immer noch unter den Werten aus 2018/2017. Das operative Ergebnis liegt bei 3,9 Mio. € und 0,26 €/je Aktie. Die große Umsatzsteigerung erfolgt 2021 durch die Einführung der neuen Konsolen Ende 2020. Das Ergebnis/Aktie steigt deutlich auf 0,71/je Aktie.

Aufgrund der Wachstumsaussichten und den beschriebenen Besonderheiten, billige ich der Firma ein KGV von 20 zu. Daraus ergibt sich der Zielkurs für die verschiedenen Jahre. 

Der Zielkurs für 2023 liegt bei 26,63 und das wäre mehr als eine Verzehnfachung vom aktuellen Kurs, Stichwort Tenbagger. Ob Guillemot tatsächlich ein Tenbagger wird, weiß ich natürlich nicht. Es bestehen aber gute Chancen für eine außerordentliche Kursentwicklung. Börsen sind Marktplätze für Wahrscheinlichkeiten!

Risiken
Lizenzen – Das Unternehmen arbeitet mit Lizenzen von Microsoft und Sony, sowie auch von Marken wie Ferrari, Gran Turismo und Sparco. Die Lizenz mit Ferrari ist wichtig, da es sich um eine Ikone in den bestehenden Märkten von Guillemot und in den Schwellenländern handelt, die das Unternehmen in Zukunft ins Visier nehmen wird. Das Unternehmen legt die Vereinbarungen nicht offen, aber die Zusammenarbeit besteht seit 20 Jahren und wurde 2017 auf Headsets ausgeweitet.  Sollte eine Lizenz auslaufen, könnte das erhebliche Auswirkungen auf den Umsatz haben.

Herstellungsrisiko - Das Unternehmen lagert die Produktion an asiatische Lieferanten aus. Jegliche Qualitätsprobleme könnten sich nachteilig auf das Unternehmen auswirken.

Zölle - Ein Risiko könnte auch von Zöllen ausgehen, wenn ein "Handelskrieg" mit China wieder eskaliert.

UbiSoft – Der Aktienkurs von UbiSoft hat sich seit 2016 sehr gut entwickelt. Der Marktwert der Beteiligung deckt 75% der Marktkapitalisierung von Guillemot ab. Das bestehende Guillemot Geschäft wird aktuell mit nur 10 Mio € bewertet. Fällt der Ubisoft Kurs, steigt die Guillemot Bewertung bei gleich bleibenden Kurs. Eine mögliche Absicherungsstrategie könnten Ubisoft Put Optionsscheine sein.

Wettbewerber – Im Lenkrad Bereich konkurriert Guillemot hauptsächlich mit Logitech (KGV ca. 25) und teilweise mit Endor (KGV ca. 15). Lenkräder sind bei Guillemot das Hauptprodukt und bei Logitech ein Produkt von vielen. Sollte sich Logitech mehr auf diesen Produktbereich konzentrieren, könnte das Auswirkungen auf die Marke Trustmaster haben. Die Firma Endor ist aktuell mehr im Hochpreis Segment aktiv und wächst dabei sehr stark. Ich halte Endor Aktien und hatte 2017 hier darüber geschrieben. Meine damalige Umsatzprognose von 25 Mio €  in 2019 wird man locker übertreffen und meine Gewinnschätzung von 5,6 Mio € wird man nur „fast“ erreichen, da kräftig investiert wird. Es ist gut möglich das Endor weitere Marktanteile im mittleren Preissegment von Guillemot abnimmt. Insgesamt gehe ich aber davon aus, das der Markt mit den neuen Konsolen noch größer wird und somit Umsatzsteigerungen bei Endor und Guillemot möglich sind. Aufgrund der sehr günstige Bewertung, in Kombination mit den beschriebenen Besonderheiten, beurteile ich das zukünftige Kurspotential für Guillemot als noch höher.

Der Chart

5-Jahreschart


Der 5 Jahreschart zeigt wie der Kurs bis Mitte 2017 unter 2 € vor sich hin dümpelt. Mit dem Umsatzanstieg in 2017 stieg die Aktie innerhalb von weniger als 2 Monaten um über 200% auf über 6 €. Aufgrund des geringen Free Float (< 10 Mio) entwickelt sich die Aktie bei einem positiven Trigger sehr dynamisch. Nachdem Rückgang Anfang 2018 auf 4 € wurde einer neuer Versuch in Richtung All Time High Mitte 2018 gestartet, der jedoch wieder bei 6 € endete. Seitdem fällt die Aktie und erreichte seinen Tiefstand 11/2019 bei ca. 2 €.

1-Jahreschart


Der Abwärtstrend wurde im 1 Jahreschart jetzt verlassen. Es benötigt jedoch einen Trigger um stark nach oben auszubrechen.

Was könnte den Knoten platzen lassen?

  •       Starke Quartalszahlen (z.B. ausgelöst durch neue Produkte wie dem eSwap Pro Controller oder durch die neuen Konsolen)
  •      Start des Aktienrückkaufprogramm (Max. 10 Mio € bis 10 €/je Aktie) 
  •      Ein Übernahme Angebot der Guillemot Brüder (kurzfristig lukrativ, langfristige sehe ich mehr potential wenn Guillemot an der Börse bleibt)

Was meint der Leser?

Tipp: Wer über die Aussichten der Guillmot Aktie tiefer diskutieren möchte. Kann sich der kleinen privaten Facebook Gruppe - Actionnaires Guillemot anschließen. Die Beiträge sind in französisch/englisch. Mich hat man auch aufgenommen.


Interessenkonflikt: Der Autor dieser Publikation hält zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Aktien des hier besprochenen Unternehmens und hat die Absicht, diese je nach Marktsituation zu veräußern und könnte dabei insbesondere von erhöhter Handelsliquidität profitieren. Hierdurch besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt.